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9 Typische Denkfehler in SAP – und warum sie Einsteiger immer wieder ausbremsen

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In SAP-Schulungen, aber auch im täglichen Anwender-Support, begegnen mir dieselben Probleme immer wieder. Und fast nie liegt es an mangelnder Intelligenz oder fehlender Motivation.

Der Grund ist meist ein anderer:

SAP wird mit der falschen Denkweise bedient.

Dieser Artikel zeigt die häufigsten Denkfehler von SAP-Einsteigern und Anwendern – und erklärt, wie man sie vermeidet.


Denkfehler 1: “Ich muss nur wissen, wo ich klicken muss”

Einer der häufigsten Einstiegsfehler:

Zeig mir einfach die Transaktion, dann klappt das schon.

SAP funktioniert jedoch nicht wie eine App oder ein Formularsystem. Wer nur Klickwege lernt, ohne die Logik dahinter zu verstehen, scheitert spätestens dann, wenn:

  • eine Fehlermeldung erscheint
  • ein Prozess abweicht
  • etwas korrigiert werden muss

👉 SAP belohnt das Verständnis, nicht das Auswendiglernen.


Denkfehler 2: “SAP macht das automatisch – also passt das schon”

Viele Anwender verlassen sich blind auf das System:

Wenn SAP das bucht, wird es schon richtig sein.

SAP bucht jedoch nicht intelligent, sondern regelbasiert:

  • Stammdaten
  • Customizing
  • Prozesslogik

Wenn diese falsch sind, bucht SAP konsequent falsch – und merkt es nicht.

👉 SAP prüft Logik, aber nicht wirtschaftlichen Sinn.


Denkfehler 3: “Ich ändere das schnell im Beleg”

Ein klassischer Anwendergedanke:

Da ist ein kleiner Fehler, den korrigiere ich kurz.

In SAP ist das selten möglich – und das ist Absicht.

SAP ist:

  • revisionssicher
  • nachvollziehbar
  • belegorientiert

Deshalb gilt:

  • Fehler werden storniert
  • Korrekturen erfolgen über neue Belege

👉 SAP dokumentiert die ganze Geschichte – es überschreibt sie nicht.


Denkfehler 4: “Das betrifft nur mein Modul”

Gerade im Alltag höre ich oft:

Das ist doch nur im Einkauf / nur in der Buchhaltung / nur im Vertrieb.

In SAP gibt es kein “nur”:

  • MM beeinflusst FI
  • SD beeinflusst FI
  • FI beeinflusst CO
  • CO beeinflusst Reporting

Eine falsche Buchung wirkt sich also

  • systemweit
  • zeitlich verzögert
  • oft erst im Abschluss

aus.

👉 SAP ist integriert – ob man will oder nicht.


Denkfehler 5: “Stammdaten sind Nebensache”

Viele Einsteiger konzentrieren sich auf Buchungen und Prozesse – und unterschätzen die Bedeutung der Stammdaten.

Dabei steuern Stammdaten:

  • Kontenfindung
  • Pflichtfelder
  • Buchungslogik
  • Auswertungen

Oder, wie ich es in Schulungen formuliere:

Stammdaten sind keine Verwaltung – sie sind Steuerung.

👉 Wer Stammdaten nicht versteht, wird SAP nie stabil bedienen.


Denkfehler 6: “SAP ist kompliziert, weil es schlecht gemacht ist”

Ein weit verbreiteter Frustgedanke:

Das geht doch viel einfacher!

Oft stimmt das – für kleine, informelle Prozesse. SAP ist jedoch für:

  • große Organisationen
  • gesetzliche Anforderungen
  • interne Kontrollen
  • Prüfungen

gebaut.

👉 SAP ist nicht kompliziert, weil es schlecht ist – sondern weil es ernst gemeint ist.


Denkfehler 7: “Fehlermeldungen sind technische Probleme”

Viele Anwender lesen Fehlermeldungen so:

Schon wieder SAP…

In Wirklichkeit sagen Fehlermeldungen meist:

  • Prozess nicht vollständig
  • Buchungslogik verletzt
  • Pflichtinformation fehlt
  • Stammdaten unlogisch

👉 SAP-Fehlermeldungen sind betriebswirtschaftliche Hinweise – keine IT-Pannen.


Denkfehler 8: “Ich brauche nur mein Tagesgeschäft”

Gerade Einsteiger sagen oft:

Ich mache nur meinen kleinen Teil.

Das ist menschlich – aber gefährlich. Denn SAP denkt immer in:

  • Gesamtprozessen
  • Perioden
  • Abschlüssen
  • Auswertungen

Wer nur den eigenen Schritt sieht, versteht oft nicht:

  • warum SAP etwas verhindert
  • warum Daten später fehlen
  • warum Abschlüsse problematisch sind

👉 In SAP zählt der Prozess – nicht der Arbeitsplatz.


Denkfehler 9: “SAP muss sich mir anpassen”

Ein besonders hartnäckiger Gedanke:

Das System sollte sich an meine Arbeitsweise anpassen.

In der Realität gilt:

  • Prozesse werden vereinheitlicht
  • Regeln werden vorgegeben
  • individuelle Lösungen sind teuer und riskant

👉 In SAP passt sich meist der Mensch dem System an – nicht umgekehrt.


Die wichtigste Korrektur dieser Denkfehler

Aus Trainer- und Praxissicht lässt sich alles auf einen Punkt reduzieren:

SAP muss verstanden werden – nicht überlistet.

Wer beginnt:

  • in Prozessen zu denken
  • Belege zu lesen
  • Stammdaten ernst zu nehmen
  • Zusammenhänge zu erkennen

merkt schnell:

  • SAP wird berechenbar
  • Fehlermeldungen werden verständlich
  • Arbeiten wird sicherer

Fazit: SAP-Denken ist lernbar

Die typischen Denkfehler in SAP sind kein Zeichen von Unfähigkeit – sondern ein Zeichen dafür, dass SAP eine eigene Logik hat.

Wer diese Logik versteht:

  • arbeitet effizienter
  • macht weniger Fehler
  • braucht weniger Support
  • und hat deutlich weniger Frust

SAP ist kein Gegner – SAP ist ein System mit Prinzipien.

Und genau diese Prinzipien zu vermitteln, ist das Ziel guter SAP-Schulungen.